23.04.2024 · Pressemitteilung:Flucht ist kein Verbrechen – Seebrücke fordert Freispruch für Homayoun Sabetara

Am Montag, den 22. April 2024, findet die Anhörung zum Berufungsverfahren von Homayoun Sabetara statt, der bereits am 26. September 2022 zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde. Die Seebrücke solidarisiert sich mit Homayoun und den vielen Schutzsuchenden, die für ihre Flucht kriminalisiert und bestraft werden. 

„Es ist menschenverachtend Schutzsuchende ins Gefängnis zu stecken, nur weil sie in Sicherheit leben wollen!“, so Maria Sonnek von der Seebrücke und stellt klar:
„Homayoun ist kein Krimineller. Er steht vor Gericht, weil er gezwungen wurde, bei seiner Flucht aus dem Iran das Steuer des Autos zu übernehmen. Sein Verbrechen: er wollte zu seinen Töchtern nach Deutschland.“

„Es gibt praktisch keine legalen Fluchtwege nach Europa. Schutzsuchende werden gezwungen, immer gefährlichere Wege über das Mittelmeer oder Ländergrenzen auf sich zu nehmen. Sie werden dabei gezwungen, das Steuer auf einem Boot oder – wie in Homayouns Fall – eines Autos zu übernehmen und werden nach Ankunft in Haft gesteckt“, kritisiert auch Johannes Rückerl von der Seebrücke und fährt fort:
„Schutzsuchende werden zu Kriminellen erklärt um von der verfehlten Asylpolitik des europäische Grenzregimes abzulenken. Die Verantwortlichen für die tausenden Toten an den europäischen Grenzen sitzen nicht in Booten, sondern in Parlamenten. Flucht ist und bleibt kein Verbrechen - die Unmenschlichkeit Europas muss endlich aufhören!“

2021 floh Homayoun Sabetara aus dem Iran & hoffte nach Deutschland gelangen zu können, wo seine Töchter leben. Dabei wurde er in Griechenland festgenommen, weil er am Steuer des Autos saß, mit dem er & 7 andere Menschen auf der Flucht die türkisch-griechische Grenze überquerten.

„Wir fordern die griechischen Behörden auf, Homayoun freizusprechen und umgehend freizulassen. Wir hoffen sehr, dass er und seine Töchter bald wieder vereint sind und hier in Sicherheit leben können“, erklärt Sonnek und fügt hinzu: „Dabei dürfen wir nicht vergessen: Homayoun ist kein Einzelfall. In Griechenland sitzen Tausende Geflüchtete auf Grund solcher absurder Vorwürfe in Gefängnissen. Mit Gerechtigkeit haben ihre Prozesse nichts zu tun“.

Die Prozesse finden oft abseits der Öffentlichkeit statt, dauern teilweise nur wenige Minuten und verurteilen die fliehenden Menschen zu hohen Freiheitsstrafen.

„Wir fordern Freiheit für Homayoun und alle Menschen, die auf ihrer Flucht kriminalisiert werden!“ fordert Rückerl und betont: „Sie sind keine Verbrecher und brauchen umgehend Zugang zu gerechten Asylverfahren!“

Die Seebrücke ist eine breite zivilgesellschaftliche und antirassistische Bewegung, die sich für Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und die dauerhafte Aufnahme von geflüchteten Menschen in Deutschland einsetzt.