13.02.2023 · Pressemitteilung:Erdbebenlage weiterhin dramatisch - Seebrücke fordert unverzügliche Hilfen für betroffene Menschen

Eine Woche nach dem Erdbeben in Kurdistan, Nordsyrien und der Türkei ist die Lage vor Ort weiterhin dramatisch. Nach aktuellen Angaben sind über 30.000 Menschen bei den schweren Erdbeben ums Leben gekommen. Die Dunkelziffer ist weit höher. Vor Ort fehlt es an Hilfe und Versorgung. Vor allem in den Gebieten in Nordsyrien, die nicht von der Regierung kontrolliert werden, fehlt es an sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und großen Geräten. Die Weißhelme in Syrien kritisieren, dass sie sich von der UN im Stich gelassen fühlen, da immer noch keine Bagger und große Geräte nach Syrien geliefert wurden, um die Trümmer zur Seite räumen und Menschen bergen zu können.
 
Leni Hintze von der Seebrücke: „Internationale Hilfsgüter kommen viel zu langsam und viel zu wenig davon nach Syrien. Wir sind fassungslos über die fehlende Empathie und verstehen nicht, wie die UN seelenruhig zusieht und immer mehr Zeit verstreichen lässt, anstatt unverzüglich dringend benötigte Hilfe zu leisten."
 
Da selbst sauberes Trinkwasser fehlt und die Gefahr besteht, dass sich Seuchen ausbreiten, ergänzt Hintze: „Die UN muss unverzüglich handeln und darf keine weitere Minute verstreichen lassen. Die betroffenen Menschen sind durch das Erdbeben traumatisiert genug. Ihnen jetzt keine Hilfe zukommen zu lassen, ist an Unmenschlichkeit kaum zu überbieten."

Durch das Erdbeben sind alleine in Syrien über fünf Million Menschen obdachlos geworden. Jan Behrends von der Seebrücke dazu: „Es fehlt an allem. Menschen frieren nachts, weil weder genügend Notunterkünfte, Zelte noch Decken ausreichend zur Verfügung stehen. Die medizinische Versorgung ist ein Desaster. Wir fordern die Bundesregierung auf, Hilfsgüter zu schicken und alles dafür zu tun, dass Grenzübergänge nach Syrien für Hilfen geöffnet werden. Es beschreibt die Hartherzigkeit der Staatengemeinschaft sehr gut, dass Leichen die Grenze passieren dürfen, Hilfsgüter aber nicht."
 
Laut Annalena Baerbock und Nancy Faser will Deutschland betroffenen Menschen aus Syrien und der Türkei unbürokratische Visa für drei Monate und eine schnelle Aufnahme bei in Deutschland lebenden Familienangehörigen ermöglichen.

Jan Behrends dazu: „Wir begrüßen es sehr, dass es unbürokratische und schnelle Aufnahmen geben soll. Dieses Versprechen muss jetzt sofort in die Tat umgesetzt werden und muss solidarisch für alle betroffenen Menschen gelten, die den furchtbaren Zuständen entkommen wollen! Die betroffenen Menschen dürfen nicht nach drei Monaten wieder in das Kriegsgebiet Syrien oder in die vom Despoten Erdoğan unterdrückten kurdischen Gebiete in der Türkei abgeschoben werden. Das ist traumatisierend und einfach nur kaltblütig. "

Erdoğan verschärft die Situation weiter, indem er die autonome kurdische Region Rojava unerlässlich bombardieren lässt. Die Seebrücke solidarisiert sich mit dem emanzipatorischen feministischen Kampf in Rojava.

„Die antikurdische Politik der AKP-Regierung zeigt sich abermals von ihrer mörderischen Seite. Es ist skandalös, dass die restlichen NATO-Staaten insbesondere in dieser humanitären Katastrophe schweigen. Die Staatengemeinschaft muss den Bomben Erdoğans endlich ein Ende setzen und die Befreiungskämpfe der Kurd*innen unterstützen", fordert Leni Hintze.
 
Die Seebrücke ist eine breite zivilgesellschaftliche und  antirassistische Bewegung, die sich für die zivile Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und für die Aufnahme und das Bleiberecht von geflüchteten Menschen in Deutschland und der Europäischen Union einsetzt.