11.08.2023 · Pressemitteilung:2 Jahre Talibanherrschaft in Afghanistan: Seebrücke fordert schnelle Umsetzung des Bundesaufnahmeprogramms

Am 15. August jährt sich die gewaltsame Übernahme Afghanistans durch die Taliban und der damit verbundene Rückzug der Bundeswehr zum zweiten Mal. Damals hatten die in Afghanistan stationierten Truppen Afghanistan in chaotischer Weise verlassen und dabei viele Ortskräfte, die auch für die Bundeswehr arbeiteten, deren Angehörige sowie andere gefährdete Gruppen zurückgelassen. Im Oktober 2022 kündigte die Bundesregierung an, dass es ein Bundesaufnahmeprogramm für Afghan*innen geben wird. Entgegen der Ankündigungen des Auswärtigen Amtes und des Bundesinnenministeriums unter Leitung von Annalena Baerbock und Nancy Faeser sind bis jetzt nur sehr wenige Menschen tatsächlich aufgenommen worden.

Maria Sonnek von der Seebrücke dazu: „Tausende Afghan*innen warten noch immer auf eine Aufnahmezusage, während sich die Bedrohungslage in Afghanstan weiterhin tagtäglich zuspitzt. Vor allem Frauen und Mädchen werden von den Taliban immer weiter gewaltsam aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Queere Menschen und Angehörige ethnischer Minderheiten werden systematisch verfolgt und getötet.“

Zuletzt waren für Afghan*innen wichtige Schönheitssalons geschlossen worden.

„Unter den aktuellen Verschärfungen und der generellen Situation für besonders gefährdete Afghan*innen muss die Bundesregierung endlich Verantwortung übernehmen und das Bundesaufnahmeprogramm effektiv und unbürokratisch umsetzen. Es kann nicht sein, dass viele Afghan*innen einfach ihrem Schicksal überlassen werden. Wer von einer feministischen Außenpolitik spricht, darf Afghanistan nicht vergessen!“ so Mariella Hettich von der Seebrücke weiter.

Zum Jahrestag mobilisieren deutschlandweit verschiedene Gruppen und Bündnisse zu Kundgebungen und Demonstrationen, um gemeinsam solidarisch mit den Afghan*innen in Afghanistan oder auf der Flucht zu sein. In Kiel gehen beispielsweise das Bündnis Dont Forget Afghanistan und Unterstützende von der Seebrücke Neumünster und Kiel, vom Afghanistan Projekt vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, von der ZBBS, dem Zeik und dem afghanischen Kulturverein in Flensburg gemeinsam auf die Straße.

Die Seebrücke ist eine breite zivilgesellschaftliche und antirassistische Bewegung, die sich für Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und für die dauerhafte Aufnahme von geflüchteten Menschen in Deutschland einsetzt.