"Seabird - Das zivile Auge" Film und Diskussion

27.04.2024 19:00 — 21:00 Uhr

Erfurt Schambrowski (Magdeburger Allee 90)

Das zentrale Mittelmeer: Ein Ort, wo Wut, Trauer und Erleichterung so nah beieinander liegen. Ein Ort, wo wir zuschauen müssen, wie Menschenrechte systematisch gebrochen werden.

Gemeinsam mit der Schweizer NGO “Humanitarian Pilots Initiative” (HPI) betreibt Sea-Watch seit dem Frühjahr 2017 zwei zivile Aufklärungsflugzeuge über dem zentralen Mittelmeer namens Seabird. Während ihrer Flüge versucht die Crew, Seenotfälle zu finden, Rettungsmaßnahmen einzuleiten und diese aus der Luft zu koordinieren. Ein großer Bestandteil der Arbeit ist jedoch auch die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen auf See durch die sogenannte libysche Küstenwache.

Die EU-Mitgliedsstaaten finanzieren und trainieren diese Küstenwache, um Menschen von der Flucht aus Libyen abzuhalten. Diese gewaltbereiten und skrupellosen Milizen sind ein politisches Werkzeug, welches dazu dient, Menschen in ein aktives Kriegsgebiet zu verschleppen, Rettungen zu behindern oder Seenotretter*innen zu bedrohen.

Der Film “Seabird - Das zivile Auge” macht deutlich, dass die EU die Zusammenarbeit mit der sogenannten libyschen Küstenwache beenden muss und stattdessen für sichere Fluchtwege für alle schutzsuchenden Menschen einstehen sollte.

Eine libysche Miliz und die EU - eine Liebesgeschichte? - ein investigativer Vortrag über die aktuelle Situation im zentralen Mittelmeer.
2023 war das tödlichste Jahr im zentralen Mittelmeer; dafür gibt es Gründe:
Nach dem "Sommer der Migration" haben die EU und Italien ab 2017 die aus Milizen bestehende "Küstenwache" in Libyen aufgebaut und ausgerüstet, um Boote mit Menschen auf der Flucht abzufangen und diese in Folterlager zu verschleppen.
Frontex und eine EU-Militärmission übernehmen die Luftüberwachung für diese Rückführungen. Same old, same old, 2023 war jedoch anders. Im letzten Jahr ging zudem eine berüchtigte ostlibysche Miliz, die Tariq Ben Zeyad Brigade (TBZ), mit einem Schiff auf Jagd, um zukünftig auch Menschen aus dem Osten von Libyen zU verschleppen. Diese waren maßgeblich an der Katastrophe beim Schiffsunglück vor Pylos beteiligt, bei dem bis zu 500 Menschen ertranken.
Seit Juni letzten Jahres können wir nachweisen, wie ihr neues, von Dubai gesponsertes Schiff im zentralen Mittelmeer operiert. Wir konnten sie ausfindig machen, ihre Kommunikation abhören und ihre Verbrechen aufzeichnen. Dies gelang uns durch Low-Budget- und Open-Source-Aufklärung, ehrenamtliche Arbeit und unsere zivilen Überwachungsflüge.
Der Vortrag bewegt sich an der Schnittstelle zwischen grenzüberschreitendem Aktivismus und allgemeineren geopolitischen Überlegungen. Ausgehend von diesem Material aus erster Hand zeigt sich eine engen Verbindungen der TBZ zU verurteilten Kriegsverbrechern, dem Schleusergeschäft, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Frontex und europäischen Regierungen, namentlich Griechenland, Italien und Malta.

Organisiert von der Lokalgruppe